Liney, Peter by Die Verdammten

Liney, Peter by Die Verdammten

Autor:Die Verdammten
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


KAPITEL 12

Trotz dieses vagen Gefühls, dass ein kleiner Riss im Gewebe unserer Leben entstanden ist, der allmählich größer wird, setzt sich unser Dasein in den Tunneln auf eine Weise fort, die für Jimmy, Delilah und mich wesentlich angenehmer als alles ist, was wir gekannt haben, seit wir auf die Insel gekommen sind. Wir haben es sicherer und wärmer, und wir essen besser als seit Jahren. Natürlich fehlen uns das Tageslicht, die Sonne und die Meeresbrise, die für die einzigen Augenblicke sorgt, in denen die Luft nicht erstickend nach Müll stinkt, aber das ist ein geringer Preis für das, was wir hier unten haben.

Eines Nachmittags bin ich nach oben gegangen, um mich rasch umzusehen, doch es schien sich nichts zu ereignen, und allmählich beginnt sogar Lena zu glauben, De Grew könnte zu dem Schluss gelangt sein, dass er sich geirrt und sie doch nichts mit dem Einbruch in das Lagerhaus zu tun gehabt hat.

Jimmy hat einen Schalter für sein Licht montiert. Wie zum Beweis, dass wir nicht nur wieder Elektrizität, sondern auch die Kontrolle darüber haben. Er hat außerdem versucht, ein Stück weiter den Tunnel hinunter eine zweite Lampe anzuschließen, aber das muss wohl zu viel für seinen Generator gewesen sein, denn beide Lampen wurden so schwach, dass er die eine wieder abbauen und zur ursprünglichen Anordnung zurückkehren musste.

Trotzdem scheint der Enthusiasmus des kleinen Tüftlers schier unerschöpflich zu sein. Er arbeitet dort unten auf Hochtouren an einem neuen Geheimprojekt, und jeden Tag kommt er rauf, grinst in sich hinein und kann es kaum erwarten, uns zu zeigen, was es ist. Delilah ist wesentlich nachsichtiger mit ihm und seinem Schrott geworden, seit sie erkannt hat, dass er tatsächlich einiges von dem tun kann, was er immer behauptet hat. Sie wird nie großes Aufhebens von dem kleinen Kerl machen – Delilah wird nie von irgendjemandem großes Aufhebens machen –, aber mir ist schon aufgefallen, dass sie ein wenig bereitwilliger auf ihn und seine Bedürfnisse achtet.

Sobald alle wussten, dass ich joggte und trainierte, musste ich mich nicht mehr in den unteren Tunneln herumdrücken. Mit der Zeit wird es eintönig, immer dieselbe Strecke zu laufen. Dann hört man auf, weil man sich langweilt, nicht, weil man erschöpft ist. Also fing ich an, im Haupttunnel zu laufen. Ich rannte unten auf der anderen Seite des Gartens los, hoch durch den Wohnbereich, dann weiter in den Hauptgang und wieder nach unten zurück. Ich betrachtete es als Aufwärm- und Dehnübung, um Verspannungen zu lösen und mich auf das vorzubereiten, was ich als das eigentliche Training betrachtete: Gewichte heben.

Nach einer Weile fühlte ich mich so viel gesünder und stärker, dass ich mich eines Morgens mal so richtig auf die Probe stellen und den Anstieg hinauf zum Eingang in Angriff nehmen wollte.

Beim Joggen kann man eine falsche Vorstellung von der eigenen Fitness bekommen. Man kann kilometerlang laufen und fühlt sich so unbeschwert, so behaglich dabei, dass man überzeugt davon ist, ewig weitermachen zu können. Dann sprintet man eines Tages fünfzig Meter zum Bus, und nach dreißig fängt man an, sich zu fragen, ob es wirklich so wichtig ist und wann der nächste fährt.



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